Nun haben es Bürgermeister Paule und seine CDU eilig, das fragwürdige Gewerbegebiet „Am weißen Weg“ zu vermarkten, erklärt die Fraktion der Alternativen Liste Alsfeld in ihrer jüngsten Pressemitteilung. Die kommende Stadtverordnetenversammlung am 17. Juni soll über den Verkauf von zunächst ca. 80.000 qm an die von der Nordwest Handel beauftragte Firma entscheiden. Insgesamt geht es um eine Fläche von 130.000 qm, aber auch das wäre nur ein Teil des geplanten Gewerbegebiets mit 456.000 qm.
Die Vermarktung dieses riesigen Gebietes guter landwirtschaftlicher Flächen als Gewerbegebiet vornehmlich für Logistikunternehmen wünscht sich Paule als Leuchtturmprojekt und Ausweis seiner wirtschaftspolitischen Kompetenz, so die ALA in ihrer Stellungnahme weiter. Aber Alsfeld hätte es überhaupt nicht nötig, guten Boden zu versiegeln, zu belasten und den LKW-Verkehr erheblich zu vermehren , um Unternehmen mit großem Flächenbedarf anzusiedeln, meint Michael Riese von der ALA.
Alsfeld kann in Jahren normaler wirtschaftlicher Entwicklungen mit jährlichen Einnahmen von ungefähr 37 Millionen Euro rechnen. Davon stammen ca. 23 Millionen aus Steuern und öffentlichen Zuwendungen und davon etwa 9 Millionen aus der Gewerbesteuer. „Damit kann die Stadt eigentlich ihre Aufgaben finanzieren“, so Riese.
Ist da noch das Thema neuer Arbeitsplätze: Nordwest Handel verspricht so 250 Arbeitsplätze. Dabei sei gar nicht klar, ob es sich um die Schaffung neuer Beschäftigung handeln könne, denn die Arbeitslosigkeit im Vogelsberg liegt derzeit bei niedrigen 3,7%. Schon jetzt pendeln von den ca. 7000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Alsfeld etwa 4000 von außerhalb in die Stadt ein. Es ist also gar nicht unwahrscheinlich, dass das Logistikunternehmen Beschäftigte abwerben müsste. Und auch weitere für die Ansiedlung am weißen Weg interessierte Unternehmen werben damit, Arbeitsplätze zu schaffen. Sie würden vor das gleiche Problem gestellt.
Alsfeld habe noch Gewerbeflächen, die kleinteiliger genutzt werden könnten, wenn sich was Sinnvolles ergäbe, meint man seitens der ALA. Die Giga-Fläche am weißen Weg sei aber aus umweltpolitischer Sicht abzulehnen und aus wirtschaftspolitischen Gründen überflüssig, heißt es abschließend.