Bauen in Alsfeld mit einem schwachen Nervenkostüm der CDU

Rückblickend auf die letzte Sitzung der Alsfelder Stadtverordneten deutet sich an, dass die CDU und ihr Bürgermeister die Alternative Liste gerne als notorische Neinsager und destruktives Element Alsfelder Stadtpolitik vorführen wollen.

In dem Maße wie die Kritik an ihrem Großprojekt Industriegebiet Am weißen Weg zunimmt, wird das Nervenkostüm der CDU immer dünner.

Nun braucht Alsfeld nach Auffassung der ALA ganz gewiss zusätzlichen Wohnraum, aber auch dabei gilt es, mit möglichem neuen Flächenverbrauch behutsam umzugehen.

Vor diesem Hintergrund wäre Wohnungsbau auf der Goldschmiedswiese auf dem ehemaligen BGS-Gelände ja ein Pluspunkt. Und doch äußerte die ALA Bedenken.

Wenn ein Quartier mit 100 Wohnungen entsteht, dann braucht es auch Ideen und Initiativen, um dafür eine Infrastruktur zu entwickeln. Dazu gehören Einkaufsmöglichkeiten usw. Von städtischen Planungen und Initiativen in dieser Richtung ist nicht die Rede. Der Horizont der CDU endet dort, wo jemand einige Millionen in den Wohnungsbau investieren möchte. 

Auf die Negativseite gehört auch, dass Alsfeld neben kleinen Wohnungen auch bezahlbaren Wohnraum braucht. Private Investitionen in Wohnraum lohnen sich so ab späteren Mieteinnahmen von 10 Euro pro qm, Tendenz eher steigend. Die Investoren für das Vorhaben planen keine Sozialwohnungen. Der weitere Gang der Dinge bei der Beratung der Bebauungspläne wird zeigen, ob Auflagen zur Schaffung von Sozialwohnungen aufgenommen werden.

Herzstück der Planung soll wohl ein Pflegeheim mit ca. 80 Plätzen sein. Man möchte meinen, dass dies angesichts der Zunahme pflegebedürftiger älterer Menschen im Vogelsberg eine ganz gute Idee sei.

Aber 2019 hatte der Vogelsberg 24 stationäre Pflegeheime mit ca.1700 Plätzen, 2016 wurde die 18. Einrichtung eingeweiht und der Vogelsberg hatte 1370 Plätze. Aus einer Studie der Beraterfirma Ernst & Young lässt sich für den Vogelsberg für das Jahr 2020 ein Bedarf an vollstationären Pflegeplätzen von 1392 errechnen.

In einem Artikel der oberhessischen Zeitung von 2016 heißt zu den möglichen Problemen: „Doch über die Diskussion im kommunalpolitischen Raum hinaus, wirft der Boom der Pflegeheime viele Fragen auf. Woher sollen denn die Menschen kommen, um die Plätze in den Heimen zu belegen? Welches Interesse verfolgen denn die Projektierer, Investoren und die Betreiber mit den in einigen Fällen in Windeseile gebauten Einrichtungen? Woher sollen eigentlich die ganzen Pflegekräfte kommen, die in den Heimen benötigt werden? Wie kann die hausärztliche Versorgung für die alten Menschen in den Heimen sichergestellt werden..“.

Die CDU vertraut hier auf die regelnde Kraft der unsichtbaren Hand des Marktes. Doch tatsächliche Probleme der nahen Vergangenheit der Senioreneinrichtungen, nebst notwendiger Betreiberwechsel sprechen eine andere Sprache. Also ist doch die Skepsis der ALA durchaus berechtigt.

(Karte: Goldschmiedswiese, OpenStreetMap)